Anfangsunterricht
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Kontinuierlicher Kontakt
Das selbstständige Lernen muss in der Grundschule erst angebahnt und entwickelt werden, um es für den Fernunterricht nutzen zu können. Daher ist gerade im Anfangsunterricht ein konsequenter und kontinuierlicher Kontakt mit der Lehrkraft wichtig. Hierzu kann in Zeiten des Fernunterrichts die in der Schule verwendete Kommunikationssoftware genutzt werden. Zu festen Zeiten sollten sich die Kinder täglich in kurzen Zeitabschnitten über Video zur Zahleinführung, Erarbeitung neuer Buchstaben, zum Vorlesen von Texten, kurzen Leseübungen oder der Besprechung von praktischen Arbeiten treffen. Hierbei sollte die Mündlichkeit eine große Rolle spielen, d.h. es kommt darauf an, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, Laute abzuhören, passende Wörter zum Buchstaben zu suchen usw., wie es auch im Präsenzunterricht erfolgen würde. Nach ca. 15 bis 20 Minuten erhalten die Kinder Arbeitsaufträge, die sie selbstständig bearbeiten können. Vorher sollte sich die Lehrkraft versichern, dass alle Kinder verstanden haben, was zu tun ist. Arbeitsergebnisse können über Smartphone fotografiert und an die Lehrkraft geschickt werden oder im Rahmen eines weiteren Treffens über Video am Ende eines Unterrichtsvormittags vorgestellt werden. So wird auch eine gewisse Rhythmisierung berücksichtigt und der unmittelbare Kontakt mit der Lehrkraft ist sichergestellt.
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Organisation von Videotreffen
Sofern möglich, sollten anfangs die Videotreffen in kleinen Gruppen mit je 6 bis 8 Kindern organisiert werden. So können die Kinder direkt angesprochen werden. Das bedeutet, dass diese Sequenzen mit verschiedenen Lerngruppen eventuell mehrmals nacheinander durchgeführt werden müssen.
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Handhabung von Lernplattform und Kommunikationssoftware
Parallel zum Schriftspracherwerb und zum Erwerb der mathematischen Grundvorstellungen müssen die Schulanfänger in den Phasen des Präsenzunterrichts altersangemessen mit der Handhabung der zur Verfügung stehenden Lernplattform und Kommunikationssoftware vertraut gemacht werden, damit sie diese nutzen können. Im Fernunterricht der Grundschule sollte daher zunächst nicht ausschließlich auf die Arbeit mit digitalen Medien gesetzt werden, auch analoge Unterrichtsmedien haben hier ihren Platz. Eine angepasste und ausgewogene Mischung ist sinnvoll.
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Fester Arbeitsplan
In Phasen des Wechsels von Präsenz- und Fernunterricht ist es sinnvoll, dass die Schülerinnen und Schüler für die selbstständige Arbeit einen festen Arbeitsplan erhalten. Für den Anfangsunterricht eignet sich ein Stunden- oder Tagesplan mit entsprechenden Icons, für die älteren Grundschüler der Tages- oder Wochenplan. Die Lehrkraft kann sich täglich darüber informieren, wie die Kinder zurechtkommen und welche Schwierigkeiten auftreten, um mit dem weiteren Unterricht daran anzuknüpfen.
Feedback
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Allgemeines
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Gegenseitiges Feedback
Lernende und insbesondere Grundschulkinder brauchen den engen, persönlichen Kontakt zur Lehrkraft. Dies ist gerade im Fernunterricht wichtig, wo die direkte persönliche Nähe zwischen der Lehrkraft und den Kindern fehlt. Das beidseitige Feedback zwischen Lehrkraft und Kindern ist an dieser Stelle eine gute Methode. Lehrkräfte erfahren etwas über die individuellen Probleme ihrer Schülerinnen und Schüler. Viele unterrichtsrelevante Punkte, die Lehrkräfte vielleicht für unkompliziert und nachvollziehbar halten, stellen Lernende möglicherweise vor erhebliche Herausforderungen. Gerade im Fernunterricht besteht die Gefahr, dass dieser Abgleich verloren geht. Die Schülerinnen und Schüler erfahren von ihrer Lehrkraft etwas über ihre Arbeit und ihr Lernen. Ein gegenseitiges Feedback sollte daher in der Grundschule in regelmäßigen Abständen erfolgen, im Idealfall alle zwei Tage, mindestens aber ein bis zweimal pro Woche, zu einem festgelegten Zeitpunkt. Der Freitag als Wochenabschluss bietet sich hierzu an, darüber hinaus könnte in der Mitte der Woche ein Zeitfenster gefunden werden, um das bisher Erreichte in den Blick zu nehmen.
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Feedbackmethoden
Für den Präsenzunterricht im Anfangsunterricht eigenen sich unkomplizierte Feedbackmethoden:
- Daumenprobe (Lernende zeigen durch die Stellung ihres Daumens, wie sie mit dem Unterrichtsinhalt zurechtgekommen sind),
- Blitzlichtrunde (Mir hat gefallen, dass…, Mir ist heute schwer gefallen…),
- Karten- bzw. Murmelabfrage (Lernende zeigen durch rote, gelbe, grüne Papierkarten, wie sie mit einer Sache zurechtgekommen sind bzw. werfen eine Murmel in ein mit einem entsprechenden Smiley beschriftetes Glas).
Gezielte Nachfragen durch die Lehrkraft tragen dazu bei, dass diese Meinungsbekundung mit auf-schlussreichen Informationen ergänzt wird.
Für den Fernunterricht (ohne Videounterstützung) sind diese Methoden eher weniger geeignet. Im Anfangsunterricht können entsprechende Fragen durch die Lehrkraft in ein persönliches Telefonat mit dem Kind eingebunden werden. Auf Arbeitsblättern kann zum Abschluss eine Zeile eingesetzt werden, in der das Kind ähnlich wie im Fremdsprachenportfolio ausmalen kann, ob die Bearbeitung einer Aufgabe leicht oder schwergefallen ist. Diese Rückmeldungen können dann für die regelmäßigen Gespräche mit der Lehrkraft im Fernunterricht herangezogen werden.
In Klassenstufe 3 und 4 eignen sich neben den bekannten Feedbackmethoden für den Präsenzunterricht (Vier-Ecken-Methode, Zielscheibe, Fünf-Finger-Methode etc.) im Fernunterricht durchaus anspruchsvollere Formen wie Fragebögen, die passend zur aktuellen Unterrichtssituation gestaltet werden. Es ist wichtig, dass die Kinder zeitnah über das Ergebnis der Befragung informiert werden. Nur so ist gewährleistet, dass sie auch den Nutzen ihrer Anstrengungen erfahren. Im Netz finden sich einige Anregungen zur Gestaltung von allgemeinen Fragebögen für die Grundschule. In Abwandlung bieten sich Leitfragen zur Reflexion des eigenen Fernlernens zuhause an, also zu den räumlichen Bedingungen, zur Unterstützung durch die Lehrkraft oder die Eltern, zum selbstständigen Lernen ebenso wie Fragen zum eigenen Lernfortschritt, zu den Lernmaterialien oder zum Schwierigkeitsgrad der Aufgaben. Eine kurze Videobotschaft an die gesamte Klasse kann durchaus auch eine effektive Rückmeldung zu allen eingereichten Schülerarbeiten sein.
weitere geeignete Feedbackmethoden:
- Beispiel für einen Fragebogen zur Reflexion von Fernlernen in der Grundschule
- Methoden des Schülerfeedbacks beim ISB
- Instrumentenkoffer des Schweizer Angebotes Lernvisionen
https://lernvisionen.ch/kursunterlagen/downloads/sus-feedback-instrumentenkoffer.pdf
Aufgabenkultur
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Allgemeines zu Lernaufgaben
Allgemeine Aussagen zur Aufgabenkultur finden Sie hier.
Lernaufgaben sind auch in der Grundschule für Phasen des Fernunterrichts geeignet, weil sie eine individuelle Bearbeitung zulassen und auf unterschiedlichen Wegen mit unterschiedlich viel Lernzeit bearbeitet werden. Sie sollen an das Vorwissen der Kinder anknüpfen, interessante und relevante Fragestellungen beinhalten und die Kinder zum Denken anregen.
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Leseaufgaben
Leseaufgaben sind sinnvoll, abhängig von der Lesestufe der Schülerinnen und Schüler und dem Leseinteresse. Die Erarbeitung einer Leserolle, eines Lesetagebuchs oder die Vorbereitung von Buchpräsentationen können hier reizvolle Aufgabenstellungen sein, auch die Vorbereitung eines Lesevortrags, der dann beispielsweise im Rahmen einer Videokonferenz vorgetragen werden kann. Wichtig ist in jedem Fall, sich mit den Kindern über das Gelesene auszutauschen, telefonisch, in Videokonferenzen oder im Präsenzunterricht.
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Aufgaben in Mathematik
In Mathematik bieten sich neben Übungs- und Vertiefungsaufgaben von Inhalten, die im Präsenzunterricht erarbeitet wurden, besonders Aufgaben und Spiele zum Kopfrechnen für den Fernunterricht an. Die Einführung neuer Inhalte bzw. Aufgaben, die dem Zahlverständnis und Zahlaufbau dienen, sollten in der Grundschule eher im Präsenzunterricht oder in einer Videokonferenz gemeinsam erarbeitet werden oder mit Erklärvideos hinterlegt werden. Besonders motivierend gerade für jüngere Kinder ist es, wenn sie im Video ihre Lehrerin/ihren Lehrer entdecken oder zumindest eine vertraute Stimme hören. Knobelaufgaben stärken das logische Denken, regen zu Gesprächen über die Lösungswege an und sind daher ebenfalls geeignet.
https://lernvisionen.ch/kursunterlagen/downloads/sus-feedback-instrumentenkoffer.pdf
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Kreative Aufgaben
Aufgaben zum Bauen und Konstruieren mit den unterschiedlichsten Materialien schulen technisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Handgeschicklichkeit, Feinmotorik, Wahrnehmung, Ausdauer, Geduld und bieten zusätzlich eine gute Vorlage zum Entwerfen von Bauanleitungen.
Auch kreative Aufgaben wie Malen, Falten, Kneten, … -abhängig vom Alter der Kinder- können mit Muße und ohne besonderen Zeitdruck im Fernunterricht umgesetzt werden. Das Spielen von Gesellschaftsspielen, die soziales Lernen fördern, Regelverhalten, Problemlöseverhalten, Ausdauer, Konzentration und Strategieentwicklung, sind ebenfalls geeignete Aufgaben für den Fernunterricht.
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Links zu weiteren Anregungen
Links zu weiteren Anregungen
- Anregungen für sinnvolle Aufgaben in Phasen des Fernunterrichts
- Aufgaben der Aufgabenpools Deutsch und Mathematik. Diese sind mit Lösungen versehen, sodass, wenn es eingeübt ist, eine Selbstkontrolle stattfinden kann. Die Höraufgaben in Deutsch können Sie auf ein Medium sprechen, das Sie den Kindern zur Verfügung stellen. Gleiches gilt für Übungsformate zum richtig Schreiben. Jede Schule verfügt über den Zugangscode.
- Kognitiv aktivierende Aufgaben für den Mathematikunterricht